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X-Mam Power: Ein Not-Kaiserschnitt und warum Lucy eine wahre Superheldin ist!

Es ist der 28.02.2017. Lucy atmet den ganzen Tag schon schwer. Sie hält sich nur noch sehr knapp draussen auf, und sucht sofort wieder die Geborgenheit ihres Körbchens. Wir wechseln uns so ab, dass immer jemand bei ihr ist. Muss einer mal kurz auf die Toilette, wird dies von unserer kurz vor der Geburt stehenden Labrador-Hündin mit kläglichem Seufzen kommentiert.

Sie hat am Morgen nicht gegessen, ihre Temperatur war Tage zuvor leicht erhöht gewesen und nun wieder gefallen, so dass alle Anzeichen darauf deuten, dass es heute noch losgehen wird.

 

Gegen Abend wird Lucy’s hecheln stärker. Sie wird unruhiger. Als sie etwas Flüssigkeit verliert, ruft mich die „diensthabende Lucy-Wache“ . Lucy nestelt nervös in den Handtüchern in der Wurfbox herum…. und beginnt dann zu pressen. Das erste kleine Bündel kommt ein Stückchen zum Vorschein, und wir sehen, dass die Fruchtblase, die den kleinen noch im Mutterleib umgeben hatte, bereits aufgegangen ist. Die Flüssigkeit hat sich noch nicht verfärbt- es ist also noch alles in Ordnung.

Lucy presst erneut, doch der kleine Schnucki kommt kein bisschen weiter heraus. Im Gegenteil, er schlüpft wieder ein Stück weit zurück. Ich kann ihn tasten, doch er liegt andersherum, also mit den Beinchen voraus im Geburtskanal. Mehr als ein kleines Füsschen bekomme ich nicht zu greifen und Lucy presst nicht weiter. Da sitzen wir nun…. und warten…. Nachdem die Fruchtblase platzt, sollte das Baby innerhalb der nächsten 30min zur Welt kommen, ansonsten bestünde die Gefahr, dass das Baby an Unterversorgung stirbt.

In der darauffolgenden Stunde tasten wir immer wieder nach dem Baby, lassen Lucy aufstehen und sich ein wenig bewegen, massieren ihren Bauch in Geburtsrichtung… doch es tut sich: NICHTS.

Wir holen die Geburtszange, die wir glücklicherweise  bisher noch nie gebraucht haben, und versuchen damit, den kleinen Schlingel so zu greifen, dass wir ihn herausholen können, doch die Gefahr, ihn dabei zu verletzen ist viel zu groß. Lucy macht alle unsere Versuche geduldig mit. Was ist das nur für ein außergewöhnlicher Hund!

Es ist nun 1h und 15min her, dass die Fruchtblase geplatzt ist und wir einen Geburtsstillstand zu verzeichnen haben. Ich greife zum Handy. Die Tierärztin ist sofort am Apparat und verspricht, sofort in die Praxis zu fahren.

Wir packen einen Stapel Kuscheldecken und Handtücher,  Katzenkörbchen für die Babies und die werdende Mutter ins Auto und fahren zum nahegelegenen Tierarzt, der glücklicherweise stets innerhalb 10 min zur Stelle ist- das ist genau die Zeit, die wir dorthin benötigen. Da uns schon einmal auf dem Weg zum Tierarzt ein Welpe geboren ist, sind wir auch diesmal darauf gefasst und beobachten jede Regung unserer hechelnden Hündin.

Die Tierärztin kommt zeitgleich mit uns an und steigt im legeren Freizeitoutfit aus dem Auto. Sie begrüsst Lucy freundlich und einfühlsam, und gemeinsam heben wir sie auf den Behandlungstisch. Um nichts zu überstürzen,  tastet auch sie noch einmal nach, um zu sehen, ob wir das Baby nicht doch auf natürlichem Wege auf die Welt bekommen können. Währenddessen redet sie freundlich und beruhigend auf Lucy ein. Auch sie ertastet nichts weiter als die kleinen Beinchen des Welpen. Zieht man sanft an dem Baby, spürt man, wie es blockiert und wieder zurück in die Bauchhöhle gezogen wird.

Es hilft alles nichts. Um die Mutter und die kleinen nicht zu gefährden, muss es nun schnell gehen. Der Kaiserschnitt wird eingeleitet. Lucy bekommt einen Zugang für das Narkosemittel gelegt, und wird intubiert, so dass sie über ein Schläuchchen beatmet werden kann. Innerhalb kurzer Zeit wird ihr Blick müde und sie schläft ein. Dann wird sie in den OP-Saal getragen, der inzwischen von den beiden fleissigen AssistentInnen, die ihren hierzulande fleissig gefeierten Faschingsdienstagabend für den Einsatz geopfert haben, vorbereitet worden ist. Jetzt müssen wir Lucy deren Obhut überlassen, doch wir fühlen uns gut aufgehoben, denn wir haben schon viele gute Erfahrungen mit der Ärztin gemacht. Eine der AssistentInnen ist sozusagen unsere persönliche Tierärztin, die regelmäßig zum Impfen unserer Schätzchen zu uns nach Hause kommt.

Wir sitzen nun im Flur und warten….

Es dauert nicht lange, da kommt die Helferin mit dem ersten Baby zu uns auf den Flur. Dieses gilt es nun, trocken zu rubbeln und durch die sanfte Massage die wichtigen Lebensfunktionen wie Stoffwechsel und Atmung zu mobilisieren- eine Aufgabe, die sonst die Mutter unmittelbar nach der Geburt übernimmt. Das Kleine fängt augenblicklich an, nach einer Zitze zu suchen und dabei herzerwärmende quiekende Geräusche zu machen. Augenblicklich werden uns die nächsten beiden Babies überreicht. 3 Babies nun, die laut quieken, die trocken gerubbelt gehören und die anfangen, nach ihrer Mama zu suchen. Die Herausforderung bei diesen kleinen maulwurfsartig grabenden zerbrechlichen kleinen Wesen ist, dass sie schnell auskühlen können, und man sehr genau darauf achten muss, sie gut warm zu halten.

Die nächsten beiden Babies folgen…. 5 quiekende Babies… wieder rubbeln, warmhalten, massieren, Ruhe ausstrahlen….. noch ein Baby…. er zeigt noch keine Vitalfunktionen und wirkt noch etwas leblos. Ich sauge ihm das Fruchtwasser aus dem Näschen und beginne, ihn zu massieren. Ich halte ihn kurz kopfüber und verabreiche ihm einen kleinen Klaps, wie bei einem Menschenbaby … jetzt höre ich ihn gurgeln …. juhuuuu!!! er lebt! ich massiere ihn weiter und seine Atmung setzt ein. Jetzt wird auch sein Quieken lauter…. 6 quiekende Babies… alle zum rubbeln und warmhalten, alle auf der Suche nach ihrer Mama…. wie viele Babies wohl noch kommen? …. Nochmal eins wird uns gebracht und wenig später nochmal eins…. 8 quiekende Babies, die trockengerubbelt, warmgehalten und beruhigt werden müssen…. dabei genau drauf achten, dass keins zu tief unter die Handtücher rutscht…

All diese Aufgaben übernimmt sonst die Hundemutter bei der Geburt ihrer Welpen ganz von allein. Sie massiert instinktiv jeden einzelnen Welpen genau da, wo er es braucht, ohne dabei die Übersicht zu verlieren oder sich durch das ungeduldige Quieken der Kleinen aus der Ruhe bringen zu lassen, die erst noch eine Zitze finden, sie für sich erobern, und dann herausfinden müssen, wie die ganze Sache mit dem Saugen überhaupt funktioniert.

Bis die Mama wieder bei Bewußtsein ist, sind nun also wir gefragt. Nach einem Kaiserschnitt ist nicht sicher, ob die Hündin gleich schon die Kraft hat, sich um ihre Babies zu kümmern. Lucy wird also vielleicht noch etwas wackelig auf den Beinen sein und ihre Bewegungen noch nicht so gut kontrollieren können- eine gefährliche Sache bei den vielen kleinen Welpen, die sich schnell mal unter ein Handtuch graben können, so dass die Mutter sie nicht mehr sieht….

… kommen noch Babies….?  Jetzt kam schon länger keins mehr aus dem Behandlungszimmer heraus…. wir bangen ein wenig um den kleinen vorwitzigen Kandidaten, der steckengeblieben war … was war denn nun der Grund für den Stillstand? Hat er es überlebt ? … nach weiteren langen Minuten, in denen wir beschäftigt sind, keins der zarten Wesen aus den Augen zu lassen und alle beisammen zu halten, … kommt endlich! Nummer 9 zu uns auf den Gang, wo wir es uns und den Babies mit unzähligen Decken und Handtüchern gemütlich gemacht haben …

Es sind tatsächlich 9! kleine kerngesunde Welpen, und alle haben überlebt! Alle wissen, was keiner ausspricht: das war ein wirklich ein Wunder! Man konnte im Nachhinein auch nicht feststellen, woran es gelegen haben könnte, dass der Kleine nicht herausgekommen war, aber zu diesem Zeitpunkt ist uns das auch völlig egal. Wir sind überglücklich, dass alle wohlbehalten hier auf diese Planeten gelandet sind! Wenige Minuten später kommt Lucy noch etwas wacklig aus dem OP-Raum. Sie schwankt noch stark, zeigt aber augenblickliches Interesse an ihren Babies und legt sich, so behutsam sie nur kann, sofort neben sie und beginnt, einen nach dem anderen zu lecken.

Wir heizen das Auto auf tropische Temperaturen und legen das Transportkörbchen mit den übrigen trockenen Handtüchern aus. Dann legen wir vorsichtig zusammen mit der Tierärztin einen kleinen Welpen nach dem anderen in die Box. Jeder wird noch einmal genau angeschaut: wie sieht der Nabel aus? Kann man die Klemme schon entfernen? Muss man den Nabel noch abbinden? Und wir kommen jetzt endlich dazu, einmal zu spickeln, mit welchen kleinen Erdenbürgern wir es hier zu tun haben. Wir kommen auf 5 Mädchen und 4 Jungs. Wow! *verliebt*** und wie süss sie sind!

Als alle für den nach Hause Weg sicher eingepackt sind, führen wir Lucy zum Auto und heben sie vorsichtig auf die Rückbank. Auf der langsamen Fahrt ist alle Anspannung vergessen und alle kommen zur Ruhe- nun ja, bis auf die Kleinen, die immernoch nach ihrer ersten Zitze suchen…

Daheim angekommen bleibt nur noch offen, ob Lucy schon wieder richtig laufen kann und wir sie überhaupt die Treppen zum Babyzimmer hinaufbekommen. Als wir die Türe öffnen, sind wir erstaunt: sie ist schon fast wieder die Alte! Sie läuft  allein die Treppen hinauf, nimmt dort zuerst einen mächtigen Schluck Wasser, knabbert an ein paar Kroketten und legt sich dann bereitwillig in die Baby-Box, in der nun ihre große Aufgabe auf sie wartet.

Die Babies wuseln und krabbeln und kämpfen sich zu ihrer Mama durch, um die heissgeliebten Zitzen zu finden … und tatsächlich… einer nach dem anderen wird fündig und nimmt seine ersten gierigen Schlücke…. es dauert noch etwa zwanzig Minuten, bis in dem wuseligen Haufen Ruhe einkehrt. Die Kleinen schlafen zufrieden ein. Der Stress der vergangenen Stunden ist damit vergessen.

Was uns an Lucy fasziniert, ist ihre unendliche Souveränität und Ruhe, Behutsamkeit und Hingabe, mit der sie die 9 kleinen X-Superwesen umsorgt. Sie benötigt unser Zutun in keinster Weise mehr. Wenn eins ihrer Kleinen auf „Abwege“ gerät, und es sich in der falschen Ecke der Wurfbox auf die Suche nach seiner Mama macht, holt sie ihn sich durch liebevolle Nasen-Anstupser wieder zum Ort des Geschehens zurück.

Lucy ist ab sofort unsere absolute gefeierte Superheldin- die X-Mum!!!! Sie ist ausgleichen, frisst und trinkt wieder ganz normal und es ist, als hätte es diese actionreiche Nacht nie gegeben. Wir sind erleichtert und glücklich, dass am Ende doch noch alles gut gegangen ist.

Für uns bleibt jetzt lediglich noch eine Frage offen: wie findet man nur 9! süße Namen mit „X“?

….

Inzwischen sind sind kleinen 10 Tage alt. Alle haben schon einiges an Gewicht zugelegt. Sie trinken kräftig, dann schlafen sie wieder friedlich, und wir sitzen einmal mehr bezaubert und andächtig vor der Wurfbox und können dieses unsagbare Geschenk kaum fassen… allssooo… dürfen wir euch nun unsere kleinen Actionhelden vorstellen, die 5 X-Girls und 4 X-Boys :

Wir freuen uns über Eure Kommentare und Likes auf Facebook oder hier unter dem Post!
Lasst es uns wissen, ob Euch diese Geburtsdoku gefallen hat- wir sind manchmal so überwältigt, dass wir da ein bisschen ins Schwärmen geraten…

Es grüße Euch herzlichst
und wünscht Euch ein wunderschönes frühlingshaftes Märzwochenende,

Gabi❤️

 

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3 Comments

  • Reply
    Gabriele Eiler
    11. März 2017 at 5:27

    Was für eine tolle „Geburtsdoku“ – toll geschrieben.
    Ich freuen mich sehr, dass Mutter und die Kleinen wohl auf sind und gratuliere recht herzlich.

  • Reply
    Lilly Schnee
    15. März 2017 at 16:15

    Hallo Frau Waiblinger,
    Ich bin 12Jahre alt und wünsche mir so sehr einen Hund !!!!!
    Meine Eltern haben gesagt das es nur ein Brauner oder silberner sein soll!!
    Ich wollte sie fragen ob sie mal wieder Braune oder silberne Labradoren ???
    Ihre Lilly Schnee

    • Reply
      mydoggoeswuff
      16. Juni 2017 at 13:16

      Hallo Lilly, wie schon im Frühjahr versprochen… kann ich dir nun schon genaueres sagen. Unseren nächsten Wurf in ‚deinen‘ Farben erwarten wir im Winter 2017. Liebe Grüsse, Gabi

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