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Deinen Hund verstehen lernen – Unit 1: Calming Signals

Hund reden und verständigen sich über ihre Körpersprache. Angeregtes Schwanzwedeln = Ausdruck der Freude; das weiss jedes kleine Kind. Wenn man eine Sprache lernen will, kommt man nicht umhin, sich die Bedeutung der einzelnen Ausdrücke einzuprägen- ähnlich wie beim Vokabeln lernen ;-) Das Schöne daran ist, dass selbst wir Menschen sie anwenden können, um  mit unseren Hunden zu kommunizieren.

Heute schauen wir uns also ein paar Vokabeln aus dem Themenbereich „Calming Signals“- Beschwichtigungssignale an. Diese Vokabeln setzt der Hund gezielt ein,  um Situationen zu entschärfen, sein Gegenüber zu beschwichtigen oder sein Unwohlsein auszudrücken. Er kommuniziert also sehr deutlich, wenn auch nicht laut, wenn ihm etwas nicht behagt.

Die Signale, über die wir heute sprechen, können auch als Bitte deines Schatzes gemeint sei, ihm freundlich zu begegnen, beziehungsweise ein derzeitiges Verhalten zu beenden. Er wird zB. ein Kleinkind beschwichtigen, das in seiner Begeisterung an seinem Fell zieht und ihn bedrängt. Die Calming Signals deines Hundes beinhalten seinerseits klar die Aufforderung, damit aufzuhören.  Beschwichtigungssignale können außerdem die  Aufforderung beinhalten, auf Aggression zu verzichten: „Tu mir nichts, ich tu dir auch nichts!“.

Ein Hund mit gesundem Verhalten wird nie beissen, ohne zuvor durch Calming Signals gewarnt zu haben. Wenn der Rangniedere vor dem Ranghöheren beschwichtigt, findet unter Hunden im Rudel kein weiteres Aggressionsverhalten mehr statt. Wenn der Rudelführer zB. beschwichtigt, beruhigt sich unmittelbar die Stimmung im ganzen Rudel.

HundespracheBeschwichtigungsgesten sind genetisch festgelegt und beherrscht dein Schatz intuitiv und von ganz alleine.

Häufige Beschwichtigungssignale und deren Bedeutung sind:

  • Den Kopf abwenden, oft erst zur einen, dann zur anderen Seite: das tut der Hund, wenn er sich bedrängt fühlt, wenn er zum Beispiel von fremden Leuten gestreichelt wird.
  • Den ganzen Körper abwenden, dem Anderen die Seite oder auch das Hinterteil zuwenden: s.o.
  • Sich hinsetzen oder hinlegen, eventuell sogar mit dem Rücken zum Gegenüber:  dient der De-Eskalation. Wird häufig in Verbindung mit dem Abwenden gezeigt.
  • Sich klein machen, ducken: dient der Abwehr von Aggression.
  • Züngeln, sich über die Nase lecken: dieses Signal ist oft sehr schnell wieder vorbei und wird deshalb vom Menschen in vielen Fällen gar nicht bemerkt. Es ist zu unterscheiden vom Naselecken nach dem Fressen. Beim Beschwichtigungssignal wird die Zunge nur kurz vorne an der Schnauze sichtbar, häufig ein Zeichen von Unsicherheit.
  • Auf dem Boden schnüffeln, buddeln, sich mit etwas anderem beschäftigen: dadurch teilt der Hund mit, dass er an einer Konfrontation nicht interessiert ist. Er fordert sein Gegenüber auf, ebenfalls auf aggressives Verhalten zu verzichten.
  • Sich kratzen (imaginäre Flöhe): wenn der Hund sich unsicher fühlt, dann demonstriert er dadurch vorsichtshalber erstmal seine Harmlosigkeit.
  • Gähnen: wer gähnt, ist alles, aber jedenfalls nicht aggressiv.
  • Augen zusammenkneifen, blinzeln: ein Zeichen der Unsicherheit, oder auch die Bitte, freundlich mit ihm umzugehen.
  • Vorderpfote anheben: eine etwas deutlichere Bitte um Freundlichkeit.
  • Erstarren/ Einfrieren/ extrem langsame Bewegungen: dieses Verhalten zeigen oft fremde Hunde bei einer Begegnung. Dadurch teilen sie sich gegenseitig mit, dass sie keine bösen Absichten haben. Vor allem rangniedere Hunde verhindern dadurch Aggressionen des Ranghöheren.
  • Im Bogen auf den anderen zulaufen, nicht direkt in gerader Linie: durch dieses Verhalten teilt der Hund schon auf große Entfernung mit, dass er nicht aggressiv ist und nur friedliche Absichten hat.
  • Vorderkörper tiefstellen (strecken, Spielaufforderung): dieses Signal wird oft gegenüber unsicheren Artgenossen verwendet. Durch die Aufforderung zum Spiel wird die eigene Harmlosigkeit betont.
  • Schwanzwedeln: dieses Signal kann sehr unterschiedliche Bedeutungen haben, aber vor allem in der Kombination mit anderen Beschwichtigungssignalen, wie zum Beispiel dem Ducken und den sehr langsamen Bewegungen, wird die richtige Interpretation dann möglich.

Meist wendet der Hund mehrere Signale hintereinander an, zB. Blinzeln, sich über den Fang lecken und den Kopf abwenden. Oder:  über den Fang lecken, den Kopf abwenden und Gähnen. Sie können vom gleichen Hund in gleichen Situationen unterschiedlich angewendet werden. Mal hebt der Hund die Pfote und mal wendet er den Blick ab. Jeder Hund beschwichtigt anders, der eine gähnt und der andere schmatzt und oder leckt sich über den Fang.

Ein Hund wird vielleicht ganz langsam, im Bogen auf dich zulaufen, wenn er z.B schlechte Laune bemerkt. Dabei kann er auch noch blinzeln und sich über die Nase lecken, eventuell zwischendurch noch ein kleines Loch buddeln.

Welche Beschwichtigungssignale ein Hund bevorzugt, ist individuell verschieden und auch von Rassebesonderheiten abhängig. So wird ein Hund mit langen Haaren, die seine Augen verdecken, mit Blinzeln oder Augenzukneifen keine Reaktion erzielen und damit lernen, andere Beschwichtigungssignale einzusetzen.

Da alle Calming Signals ganz normale Verhaltensweisen deines Hundes sind, die auch in anderen Kontexten auftauchen können, ergibt sich die Bedeutung oft erst aus dem Zusammenhang.

Es ist zB. nicht unbedingt Ungehorsam, wenn ein Hund, der zum Kommen aufgefordert wird, sich stattdessen hinsetzt und hinter dem Ohr kratzt oder sich zeitlupenartig langsam bewegt und unterwegs noch Zeit hat für alles mögliche Interessante. Je mehr man sich mit seinem Hund beschäftigt, um so besser wird man seine „Sprache“ verstehen.

Hunde beschwichtigen auch in Situationen, in denen sie sich unsicher fühlen. Zum Beispiel wird ein Hund, der auf ein Kommando hin zwar weiß, dass jetzt etwas von ihm erwartet wird, aber nicht, was er jetzt genau tun soll, sicher Beschwichtigungssignale zeigen. Er merkt, dass er den Erwartungen nicht gerecht wird und möchte die daraus folgende Aggression vermeiden. Dein Hund zeigt dieses Verhalten z.B. auch auf ein strenges „Nein“.

Wie du siehst, ist es schon allein für die Erziehung deines Schatzes unglaublich wichtig, seine Körpersprache zu verstehen.

Also: an alle Dr. Dolittles und Hundeflüsterer da draussen, und an alle, die es noch werden wollen: viel Freude beim Vokabeln lernen :-)

Es grüsst Euch herzlichst
Gabi ❤️

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1 Comment

  • Reply
    Sprichst du hündisch? - Die Sprache unserer Hunde • Natürlich glücklich
    12. Februar 2022 at 20:45

    […] Übrigens: Bei allen Signalen ist es wichtig, den gesamten Kontext mit zu beobachten. Denn jedes Signal kann nur im Gesamtbild richtig gedeutet werden. Weitere Informationen mit Bildern findest du auch bei: Simplydog ★ Mydoggoeswuff […]

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    elf − sieben =